26. Juli 2024

Besuch des THW in Rüsselsheim

Am 15. Juli besuchte die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/die Grünen den Ortsverband (OV) des Technischen Hilfswerks (THW) in Rüsselsheim. Dieser Besuch gab uns einen umfassenden Einblick in die Struktur, Herausforderungen und den Alltag des THW in dieser Region.

Struktur und Organisation

Die Gruppen im THW sind deutschlandweit alle modular aufgebaut, um eine effiziente Zusammenarbeit zu gewährleisten. Dies ermöglicht eine flexible und effektive Reaktion auf verschiedene Einsatzszenarien. Das gleiche gilt z.b. auch für die Einrichtung und Ausstattung der Einsatzfahrzeuge, so kann jeder THW Helfer in jedem Fahrzeug alles direkt finden, was im Ernstfall benötigt wird. Der OV in Rüsselsheim verfügt zusätzlich über eine Wasseraufbereitungsanlage, die besonders in Katastrophenfällen von großer Bedeutung ist. Aktuell muss diese noch nach dem Einsatz bei der Flut im Ahrtal gewartet werden um wieder einsatzbereit zu sein.

Herr Münch erklärt den Inhalt eines Hilfsfahrzeges

Personal und Nachwuchs

Der OV Rüsselsheim hat derzeit etwa 50-60 aktive Helfer. Besonders erfreulich ist die starke Nachwuchsarbeit, mit rund 20 Jugendlichen in den jeweiligen Jugendgruppen. Es wurde jedoch angemerkt, dass der Anteil an Frauen im THW noch ausbaufähig ist. Seit der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal hat sich viel getan, was die Motivation und den Einsatz der Helfer betrifft. Besonders löblich ist der Einsatz der Helfenden natürlich, wenn man bedenkt, dass alle ehrenamtlich aktiv sind. Lediglich Fahrtkosten werden den Mitgliedern teilweise erstattet, allerdings auch nur zu einem geringen Satz.

Einsätze und Aufgaben

Die Anzahl der Einsätze des THWs variiert jährlich. Meistens hat der OV Rüsselsheim etwa 2-3 große Einsätze pro Jahr, oft im Zusammenhang mit Unwettern. Zu den Aufgaben gehören aber auch unter anderem Notfallverschließungen von Türen bei Polizei- oder Feuerwehreinsätzen. Bei der aktuell im Kreis tobenden Afrikanische Schweinepest (ASP) war der OV Rüsselsheim aber bisher nicht involviert.

Ausstattung und Finanzen

Die Unterkunft des OV Rüsselsheim ist etwa 40 Jahre alt und mittlerweile etwas klein für die Anzahl der Fahrzeuge. Ein Anbau wäre wünschenswert, ist jedoch nicht erlaubt, da dies höhere Mietkosten nach sich ziehen würde. Trotz Einsparungen kann der OV zwar derzeit noch haushalten, allerdings gibt es keine Möglichkeit, finanziell etwas auf die Seite zu legen, da das Budget jährlich aufgebraucht werden muss. Auch die regelmäßige Wartung der neuen Fahrzeuge stellt eine finanzielle Herausforderung dar, da diese in die Herstellerwerkstätten müssen um die Gewährleistung aufrecht zu erhalten. Peter Münch, Ortsbeauftragter in Rüsselsheim hat von seiner idealen Finanzierung gesprochen: „Wenn jedem Bundesbürger nur sieben bis acht Euro zur Verfügung gestellt werden würden, dann wären wir gut finanziert.“ Herr Münch kennt sich auf jeden Fall aus, ist er schließlich schon seit 40 Jahren im THW tätig.

Ehrenamt und Integration

Ehrenamt hält das THW am Laufen. Die Mitglieder der Ortsverbände sind alle ehrenamtlich aktiv und opfern hier zum Beispiel ihre freien Sonntagmorgen um regelmäßig mit den andern Mitgliedern im Austausch zu sein und Trainings abzuhalten. Dann sind im Notfall alle direkt einsatzbereit und wissen was zu tun ist. Interessanterweise müssen die ehrenamtlichen Helfer nicht in ihrem eigenen OV tätig sein, so wie das ist vielen anderen Vereinen ist, sondern können frei wählen, wo sie sich engagieren möchten. Herr Münch erklärte, dass trotzdem nach dem Gesetz sind die Vorstandsmitglieder des THW eher Arbeitgeber und die Ehrenamtlichen eher Arbeitnehmer sind, was auch Ruhezeiten und andere Regulierungen betrifft. Arbeitsschutz ist natürlich eine wichtige Sache, kann im Ernstfall aber auch zu deutlichen Herausforderungen führen. Auch führt dies zu mehr bürokratischem Aufwand, der dann wiederum in der Freizeit der Ehrenämtler ausgeführt werden muss.

Der Anteil an Helfern mit Migrationshintergrund ist in Rüsselsheim noch relativ gering, doch gibt es positive Beispiele, wie z.B. einen ukrainischen Flüchtling, der sich hervorragend integriert hat. Hier hat man eng mit anderen zusammengearbeitet um dem Herren einen einfachen Beitritt zu ermöglichen und heute ist er ein elementarer Bestandteil der Gruppe. Ein Problem bei der Integration von Menschen aus anderen Ländern bleibt jedoch, dass Dokumente oft nur in deutscher Sprache vorliegen und keine Ausfüllhilfen in anderen Sprachen verfügbar sind. Hier könnte man auf Bundesebene durchaus nachbessern.

Fazit

Der Besuch beim THW Rüsselsheim hat gezeigt, wie wichtig und vielseitig die Arbeit des THW ist. Trotz einiger Herausforderungen, vor allem in Bezug auf Infrastruktur und Finanzierung, leisten die Helfer eine unverzichtbare Arbeit. Die starke Nachwuchsarbeit und die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis sind besonders hervorzuheben. Verbesserungsbedarf besteht vor allem bei der Finanzierung und der Bürokratie von Seiten des Bundes. Wir bedanken uns recht herzlich bei Peter Münch und Dennis Butscheidt, dass sie uns diesen Besuch ermöglicht haben und uns so viele Denkanstöße mitgegeben haben.